Dort, wo sich heute die Johannes-Flintrop-Str., die Breite Str. und die Straße Am Königshof kreuzen, befand sich früher eines der drei Mettmanner Stadttore, dass "untere" oder "Elberfelder Tor".
An der – heute nicht mehr existierenden – Wallstraße verlief dann die Stadtmauer, deren Reste noch an ganz wenigen Stellen in einigen Hinterhöfen zu entdecken sind.
Wald, Wasser, Wege – das macht Mettmann aus. Die Wege sind allerdings auch Schicksal des wegen seiner in einer Talsenke gelegenen Lage zu einer unlösbaren Enge verurteilten Ortes – von den ersten Siedlern bis zum heutigen Tage.
An der alten Heer- und Handelsstraße „Strata Coloniensis“ zu liegen, hat sich für das frühe „Medamana“ schon häufig als Segen und Fluch zugleich erwiesen. Nicht ohne Grund entstand hier vor über 1100 Jahren ein fränkischer Königshof, der den reisenden Herrschern Herberge, aber auf jeden Fall Ernteerträge der umliegenden bäuerlichen Honschaften einbrachte.
Gutes wie Böses kam über die Wege in die Ortschaft. Wirte, Herbergsleute und Schmiede lebten gut von der Durchgangsstraße. Vorspänner verhalfen mit ihren Pferden den durchreisenden Kaufleuten die Steigungen zu bewältigen. Heute quälen sich motorisierte Gerätschaften mit einem Vielfachen der damaligen Pferdestärken die Ausfallstraßen hinauf.
1239 erdreistete sich der Erzbischof von Köln mit seinen Truppen, das „Dorp Medeme“ zu besetzen, um von hier aus das Land seines Widersachers, des Grafen von Berg, zu verwüsten. Der Besatzung durch die ungeliebten rheinischen Frohnaturen konnte nach einem Jahr mit Hilfe von bergischen und kaiserlichen Truppen endlich ein jähes Ende bereitet werden.
Diese Erfahrung machte erfinderisch, zumindest wehrhaft, im Zweifelsfall misstrauisch. Warum sollten die „Medmen’schen“ nicht auch wie andere Ortschaften Schutzwälle gegen ungewollte Eindringlinge errichten? Zumal Mettmann 1363 Amtssitz wurde und 60 Jahre später die Freiheitsurkunde verliehen bekam, was mit stadtähnlichen Rechten und Vergünstigungen verbunden war. Da spielt es auch keine Rolle, dass Stadtmauern und Stadttore eigentlich nur in Orten mit Burgen und Befestigungsanlagen Sinn machen.
Als Gegenleistung für die Stadtrechte war allerdings die Verpflichtung verbunden, bereits vorhandene Verteidigungsanlagen auszubauen und instand zu halten. Also machten sich die frühen Mettmänner daran, eine an die 800 Meter lange Stadtmauer aus heimischem Blauschiefer zu bauen. Wie auch die beiden anderen Stadttore machte das Untere oder Elberfelder Tor Ortsfremden klar: Hier kommst du nicht so einfach rein! Und schon gar nicht wird hier einfach so durchgefahren! Verkehrsprobleme haben in Mettmann offensichtlich eine lange Tradition.
Die Abschottung war scheinbar kein Problem. Die Bürger waren durch die vielen intensiv bearbeiteten Gärten in und außerhalb der Stadt Selbstversorger. Wirtschaftlich war das mittelalterliche Mettmann autark. Es galt Zollfreiheit für ihre Waren innerhalb des Herzogtums Berg und es wurde regelmäßig Markt abgehalten.
So ungefiltert konnte man da doch nicht jeden in die Stadt lassen. Schließlich galt es, das kleine eingekesselte Mettmann zu schützen und zu bewahren. Um das zu gewährleisten, formierte sich schließlich 1435 die St. Sebastianus Schützenbruderschaft. Zudem übte die Bruderschaft noch weitere hoheitliche Aufgaben aus, die heute u.a. von Polizei, Ordnungsbehörden und Zoll übernommen werden.
„Hoch die Flinte, spannt den Hahn, lang lebe Sankt Sebastian!“, hieß es dann auch bestimmt wieder im 30-jährigen Krieg, der Seuchen, Hungersnöte sowie den Verfall der politischen Ordnung im Reich mit sich brachte. Zu solchen Zeiten bewährte sich auch der so genannte „Freitgaden“ auf der Mühlenstraße, eine Art Versteck, in dem bei Gefahr die Bauern der Umgebung ihre wertvolle Habe in Sicherheit bringen konnten.
Nach der hoffnungsvollen Neuordnung durch den Westfälischen Frieden setzte der Wiederaufbau der Häuser in Mettmann ein und die nun nutzlos gewordene Stadtmauer diente als willkommener „Steinbruch“. Nach dem Wiederaufbau war von der Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen bald nichts mehr vorhanden.
In der friedlichen Biedermeierzeit präsentierte sich Mettmann als gemütliches Kleingewerbestädtchen. Mit der Einführung einer regelmäßigen Postkutschenstrecke, der Industrialisierung und der damit einhergehenden verkehrlichen Entwicklung wuchs allerdings nun ungehemmt der Stadtkern. Es störte ja keine Stadtmauer mehr.
Dabei entfiel leider auch die Kontrolle der „Einreisenden“.
Früher konnte man wenigstens noch den Torwächter fragen:
„Wie sind die Menschen in dieser Stadt?“
Und dieser fragt zurück: „Wie sind sie dort, wo du herkommst?“
„Furchtbar, unfreundlich und arrogant.“
„Ich fürchte, so sind sie auch in dieser Stadt.“
Oder man antwortet frohgesinnt mit einem Lächeln:
„Freundlich, hilfsbereit und großzügig.“
„Siehst du, genauso sind sie hier in Mettmann.“
Autor: Ingo Grenzstein
Bild:
Mögliche Ansicht eines mittelalterlichen Mettmanner Stadttores.
Quelle: nach Horst G. Hütten