Standort  Königshof-Platz

Karl der Große ließ in seinem Reich Königshöfe errichten, die ihm einerseits landwirtschaftlichen Ertrag und andererseits Unterkunft auf seinen Reisen boten.

 

Der Königshof in Medamana wurde erstmals 904 urkundlich erwähnt und gilt als Keimzelle der heutigen Stadt Mettmann.

Standort Königshof-Platz


Die drei Knöpfe und der Königshof

Der Königshof um 780 lag direkt an der Strata Coloniensis, die Köln und Essen-Werden verband. Siedlungen wurden bevorzugt in der Nähe von lebensnotwendigem Wasser errichtet. An dem Zusammenfluss gleich mehrerer Bäche stand auch der Königshof im frühen Medamana, was so gut heißt wie ‚Die Leute vom mittelsten Bach’.

 

Da saßen sie nun, Sigfried und Brunhild Hufius mit ihrer Magd Gertrud, gemütlich in ihrer Bauernhütte am Licht ihrer Kienspan-Leuchte. „Trink nicht so viel Met, Mann!“, raunte Brunhild ihrem Mann zu, während alle schmatzend ins saftige Hammelfleisch bissen. Da stahl sich plötzlich der Klang von Pferdegetrappel in ihre Ohren. Sie blinzelten durch die winzige Spalte zwischen den Holzbalken. Ganz vorne weg war deutlich Karl der Große zu erkennen.  

 

Das war´s mit der Gemütlichkeit. Schnell leckten sie sich ihre von der köstlichen Speise fettigen Finger ab. Gertrud schickten sie zur Feuerstelle. Brunhild band sich eifrig ihre dicken Haare zusammen und verbarg sie unter einem Leinentuch. Sigfried und seine Frau liefen sofort zum gegenüberliegenden Pfostenhaus. Laut klopften sie an die hölzerne Behausung, stolperten hinein und Sigfried rief: „Männer! Raus jetzt, los, los, los!

 

In Windeseile wickelten sich die kräftigen Burschen ihre Lederlappen um die Füße, denn sie wussten, nun musste alles zügig gehen. Nur Kunibert – sie nannten ihn auch ‚Schnarchlocke‘ – schien alles zu hektisch. Er war noch nicht lange hier am Königshof, kam erst vor ungefähr vierzehn Monden über die Strata Coloniensis zu Fuß von Cölln hierher. Ein kräftiger Kerl, so glaubte Sigfried Hufius, der hier am Hofe ordentlich beim Ackerbau zupacken konnte. Doch schien er mit seinen bernsteinfarbenen Augen allerlei zu sehen – nur nicht das, was gerade an Arbeit anstand. Brunhild hingegen schienen seine geschmeidigen Bewegungen nicht zu stören. Sie blieb am Eingang stehen, schaute ihm in seiner Langsamkeit zu und schwenkte dabei stets ihren Blick von seinen Füßen hoch zu seinen goldig wirkenden Locken.

 

Brunhild besann sich ihrer Pflicht und rief zu den beiden Frauen der Burschen, Adelhaid und Otilia: „Jetzt rasch! Unser ‚großer Carolus‘ und sein Tross werden Hunger haben und trockene Gewänder benötigen!“  

 

Seit Tagen regnete es. Der Boden war völlig durchweicht. Sigfried verbeugte sich vor Karl dem Großen, wobei ihm Regentropfen in seinen Nacken schlüpften. Wie immer begleiteten den König viele Gelehrte der Dichtung, Bildung und Baukunst. Er trug einen roten Umhang und schien von einer wichtigen Zusammenkunft aus seinem großen Frankenreich zu kommen.

 

So sprach er: „Seid gegrüßt. Wir werden ein paar Tage bleiben. Die Gefolgschaft zählt zwanzig Mann. Bringt gutes Essen, etwas gegen den Durst und trockene Kleidung. Ach und noch etwas: … Bestellt anderes Wetter!“ Er stieg ritterlich-elegant von seinem Ross, wobei ihm drei Knöpfe vom Ärmel sprangen – allesamt fielen vor Otilias Füße.  

 

Seid so gut und bringt das wieder in Ordnung“, sprach der König und legte seine Uniform über ihren Arm. Stolz nahm die stupsnasige Otilia seinen schweren – mit Wasser getränkten – Umhang entgegen, sammelte die glänzenden Knöpfe auf und antwortete mit einem Knicks. Für einen winzigen Moment blieb ihr Blick anmutig an seinen breiten Schultern kleben.

 

Derweil stand Brunhild mit Magd Gertrud an der Kochstelle. Durch Karl den Großen konnten sie auf reichhaltiges, frisches Fleisch und Gemüse zugreifen, was 804 in den Capitularien (Erlasse und Verordnungen) festgehalten wurde. Die Musterwirtschaft in Medamana diente als Vorbild für weitere Höfe. Vorgeschrieben wurde die Haltung von mindestens 100 Hühnern, 30 Gänsen, Kühen, Schweinen, Schafen und Ziegen. Sogar hatte er die Gemüsesorten, Heil- und Zierpflanzen sowie die Gewürze festgelegt. Dem nicht genug: Selbst die Apfel- und Birnensorten waren ihm sehr wichtig. Durch die Einführung der Drei-Felder-Wirtschaft gab es immer genug Getreide, sehr zum Wohle des Gesindes, denn sie säten jedes Jahr auf einem Feld Wintergetreide wie Weizen, Gerste, Roggen. Auf dem zweiten Feld streuten sie Sommergetreide aus Dinkel und Hafer, und das dritte Feld ließen sie brach zur Erholung liegen. Die Felder tauschten sie jährlich in ihrem Anbau.

 

Die Männer kümmerten sich um die Versorgung der Pferde. Bei den Frauen kräuselte sich über den Kesseln der Rauch. Eifrig und plappernd bereiteten sie dem König und seiner Gefolgschaft ein herrliches Mahl zu, das alle sättigen würde.

 

Vor der Gästehütte knisterte das Feuer. Darum hatte sich Kunibert gekümmert. Nun saß er davor - mit der Kopfbedeckung des Königs. In diesem Moment erreichte der ‚große Carolus‘ gerade die Unterkunft. Was dann geschah – ist eine andere Geschichte.  

 

Der König zog bald mit seinem Gefolge gestärkt weiter, um sich um die Abgaben im großen Frankenland zu kümmern. Die drei Knöpfe fanden sich übrigens nicht am Ärmel des Königs, sondern im Rocksaum von Otilia wieder… 

 

Damals konnte sie noch nicht wissen, dass das Gehöft bis heute als „Keimzelle“ für Mettmann gilt. In Dorestad bei Utrecht glückte es, einen Hof nach Mettmanner Muster auszugraben.

Autorin: Dagmar Grotendorst


Bild:

Mögliche Ansicht eines Königshofes der damaligen Zeit.

Quelle: nach Horst G. Hütten

Mögliche Ansicht eines Königshofes der damaligen Zeit